Zug im Berliner Hauptbahnhof 2006
Brehmchens Welt

Junge Damen und die Beinfreiheit

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Ich schätze Zugfahrten, weil sie – in Relation zu anderen Fortbewegungsmitteln – relativ viel Beinfreiheit gewähren. Nach 60 Minuten gemeinsamer Fahrt mit Studentinnen, die nach Marburg fahren oder aus Marburg kommen, muss ich meine Aussage relativieren. Man KÖNNTE mit dem Zug viel Beinfreiheit genießen. Ich sitze in einem Abteil. Man sitzt sich gegenüber, 3 Sitze links, 3 Sitze rechts. Die Beinfreiheit ist noch so lala.

Studentin eins steigt in Kassel ein. Die grosse Sporttasche stellt sie vor sich hin. Die Gepäckablage bleibt unbenutzt. Da die Tasche nun unendlich viel Platz wegnimmt, stehen die Füße nicht richtig auf dem Boden, sie sind eigentlich zwischen Sitz und Tasche eingeklemmt. Die Körperhaltung erinnert eher an einen Verkehrsunfall. Wer sitzt denn freiwillig so? Ich biete an, dass ich die Tasche für sei hochhebe. Das Angebot wird angenommen. Zur Strafe holt die junge Dame danach ein Handy hervor, bei dem die Verschalung die Form eines rosa Schweinchens hat. Auf dem Kopf eine goldene Krone. Kein Witz.

Halt in Marburg. Ein blonder Traum steigt ein. Sie ist jung, groß, Körper eines Models, Beine bis zum Boden. Ein feuchter Traum für viele junge Männer. Die Dame sieht die Gepäckablage vermutlich schon auf Augenhöhe, nutzt sie aber nicht. Ihr Rucksack steht nun direkt vor ihr, in X-Bein-Stellung fährt das Mädel bis Gießen. Sollte euch mal ein Model mit extremen X-Beinen auffallen: Die Beinstellung ist vom Rucksack! Klingt komisch, ist aber so.

Mädel Nummer 3. Sportlich, klein, Typ Turnerin, Haare streng nach hinten gekämmt. Die Sporttasche liegt vor ihren Beinen. Natürlich. Mangels Platz stehen ihre Füße nun direkt in Schemelhöhe auf (!) der Tasche. Ich schließe Porzellan und Kuchen mal als Tascheninhalt aus. Andernfalls werden sich die Leute beim Kaffee über die Schuhabdrücke auf der Torte wundern…